LA NUIT | DIE NACHT
Carla Haas, 2006
LA NUIT raconte une histoire d’amour entre une femme et un homme. Leur bonheur se transforme en horreur lorsque l’homme essaie d’étrangler la femme une nuit.
LA NUIT - Extrait
« La lumière vient sept ans après, par miracle. Sept ans après, elle ouvre les yeux et elle regarde et le regard lui fait voir le visage d’un homme aux yeux noirs. Noirs. Elle s’y plonge. Et elle regarde encore et elle voit des loups venir rôder autour de la maison, et elle voit la maison trôner au milieu d’un vaste champ, et les tournesols au loin, ils vont les voler une nuit, il fait sombre, et elle se souvient, il porte un couteau dans la main gauche, c’est un couteau de cuisine, elle s’est dit, quelle boucherie de tuer quelqu’un avec un couteau, mais le couteau est resté dans la main gauche, il a été tout à fait calme, pendant un court moment elle a eu peur, une peur énorme, et puis elle s‘est dit quelle horreur de penser à une chose pareille, c’est insensé, complètement insensé, bien qu’elle ne le veuille pas elle a parfois l’obsession de s’imaginer des choses, et les choses possibles deviennent l’étincelle d’un instant la réalité d’un passé présent, les histoires s’entremêlent alors qu’on est tout à fait là, dans celle qui est la seule et l’unique qui est en train de se faire, mais elle sait que non, que les histoires se superposent et se couchent toutes en elle comme des draps fins pour la chauffer ou pour la rafraîchir, et elle se souvient des huit tournesols qu’ils ont pris, elle voit les cerisiers derrière la maison et le noyer sous l’ombre duquel il ne faudrait pas rester, on devient fou dans l’ombre du noyer, c’est Monsieur Maillard qui le dit, le maître de cette propriété, et elle voit la nuit des chats et des chevreuils s’approcher de la maison quand il pleut à verse puisque plus personne ne quitte la maison par cet été qui s’annonce avec des airs de tempête, cet été qui annonce l’orage de l’automne, l’été qui annonce encore une fois la trahison de la lumière et de la chaleur, elle le sent déjà, avant, bien avant, mais elle s’oblige à y aller, elle a donné sa parole, et c’est rare qu’on donne sa parole, voilà pourquoi elle essaie, mais au lieu de se plonger dans les yeux noirs, elle regarde ce lac, le lointain de ce lac qu’elle aime plus que tout, c’est cette surface vaste qui a tant de fois porté son âme, noyé son âme, fouetté son âme, elle rit, et elle voit le lac, de loin, elle le regarde de loin et au lieu de toujours le regarder comme ça, à une certaine distance, elle y va, elle s’approche de ce lac et s’y plonge, elle y plonge son corps fatigué et plonge sa tête vide sous l’eau et elle oublie le reste et voit les algues flotter dans les eaux de ce lac, elle sent le soleil percer la surface de l’eau et chauffer son corps à travers et sous cette eau froide, quelle force, ce soleil, cette eau, elle ne regarde pas ces yeux, ce noir, le feu n’y est plus, c’est dans les fables que les bêtes viennent rôder autour de la maison, la nuit, le prince ne vient que dans les fables, lui il part comme un chien, sans rien dire, sans se débattre, sans amour, un peu content, comme un chien, il faudrait le savoir et arrêter de se raconter des histoires, et il faut bien regarder et voir que les yeux dans lesquels elle s’est plongée ce sont des yeux si bleus, si bleus qu’ils sont devenus noirs. »
DIE NACHT erzählt die Liebesgeschichte zwischen einer Frau und einem Mann. Als der Mann eines Nachts versucht, die Frau zu erwürgen, kehrt sich ihr Glück in Schrecken.
DIE NACHT - Auszug
« Das Licht kommt sieben Jahre später, durch ein Wunder. Sieben Jahre später öffnet sie die Augen und sieht den Blick eines Mannes mit schwarzen Augen. Schwarz. Sie taucht hinein. Und sie schaut genauer und sieht Wölfe um das Haus streichen, sie sieht das Haus inmitten eines weiten Feldes thronen, und weit weg die Sonnenblumen, sie gehen und stehlen sie eines Nachts, es ist dunkel, und sie erinnert sich, er trägt ein Messer in der linken Hand, es ist ein Küchenmesser, sie hat sich gesagt, was für eine Schlachterei, jemanden mit einem Messer zu töten, aber das Messer ist in seiner linken Hand geblieben, er ist ganz ruhig gewesen, während eines kurzen Augenblicks hat sie Angst gehabt, grosse Angst, und dann hat sie sich gesagt, was für ein Horror, so etwas zu denken, es ist unsinnig, vollkommen unsinnig, obwohl sie es nicht will, hat sie manchmal die Verbissenheit, sich Dinge vorzustellen, und die möglichen Dinge werden für den Funken eines Augenblickes die Wirklichkeit einer gegenwärtigen Vergangenheit, die Geschichten vermischen sich, wo sie doch ganz und gar hier ist, in der einzigen und alleinigen, die gerade stattfindet, aber sie weiss, nein, die Geschichten lagern sich übereinander, wie dünne Leintücher, in ihr, wärmen oder erfrischen sie, und sie erinnert sich an die acht Sonnenblumen, die sie genommen haben, sie sieht die Kirschbäume hinter dem Haus und den Nussbaum, unter dessen Schatten man nicht bleiben sollte, man wird im Schatten des Nussbaums verrückt, Herr Maillard sagt es, der Herr dieses Gutes, und nachts sieht sie Katzen und Rehe in der Nähe des Hauses, wenn es in Strömen regnet, denn niemand verlässt das Haus im Sommer, der sich mit Stürmen ankündigt, in diesem Sommer, der das Gewitter im Herbst ankündigt, im Sommer, der noch einmal den Verrat des Lichts und der Hitze ankündigt, sie fühlt es schon, vorher, viel früher, aber sie schreibt sich vor, weiterzugehen, sie hat ihr Wort gegeben, und das geschah nur ein Mal, aus diesem Grund versucht sie es, aber anstatt in die schwarzen Augen zu tauchen, sieht sie den See an, die Ferne des Sees, den sie mehr als alles liebt, die weite Fläche, die so oft ihre Seele getragen, ihre Seele ertränkt, ihre Seele gepeitscht hat, sie lacht, und sie sieht den See von weitem an, sie schaut aus der Ferne und anstatt ihn immer so aus einer gewissen Entfernung anzuschauen, geht sie hin, nähert sich dem See und taucht hinein, sie taucht ihren müden Körper ein und taucht ihren leeren Kopf unter das Wasser und vergisst den Rest und sieht die Algen im Wasser des Sees schweben, sie spürt die Sonne die Wasseroberfläche durchbohren und ihren Körper durch und unter dem kalten Wasser wärmen, welche Kraft, diese Sonne, dieses Wasser, sie schaut die Augen nicht an, das Schwarz, das Feuer ist nicht mehr in ihnen, nur im Märchen kommen die Tiere und streichen nachts um das Haus, der Prinz kommt nur im Märchen, er geht wie ein Hund, ohne etwas zu sagen, ohne sich zu wehren, ohne Liebe, ein wenig zufrieden, wie ein Hund, sie müsste es wissen und aufhören, sich Geschichten zu erzählen, und sie schaut genauer und sieht, dass die Augen, in die sie getaucht ist, so blau sind, so blau, dass sie schwarz geworden sind. »
Presse
Bündner Tagblatt, 27.12.2006, Aline Tannò
« Das Narrationsgerüst entwirft Carla Haas auf den ersten Seiten ihres Erstlings in groben Zügen und flicht daraus nach und nach eine dichte Erzählung. Die Vorgeschichte wird mit scheinbar willkürlich angesetzten Rückblenden berichtet. Trotz den zahlreichen daraus entstehenden Brüchen des Erzählstrangs wird aus den Fragmenten ein Ganzes. Mantrahaft wiederkehrende Motive und Szenen schaffen Kohärenz, doch nicht nur das: Sie scheinen die sich im Kreise drehenden Gedanken der Protagonistin wiederzugeben. Dadurch erhöht Haas das Erzähltempo, das im ganzen Buch kaum je abnimmt. (...) Mit rhetorischen Wortwiederholungen als prägendem Element ihrer Sprache lenkt Haas den Leserrhythmus. Die Ausdrucksweise der Autorin ist unmittelbar und macht betroffen. Oft bewegt sich Haas auf der Grenze zwischen Verträumtheit und Grausamkeit. Immer aber ist die Geschichte mit Poesie umgeben, die nie plump, die aufdringlich ist. (...) Mit ihrer dichten, atemlosen Erzählung über die Leere, die Verlassenheit und die Orientierungslosigkeit ist Haas ein beeindruckender Erstling gelungen. »
thegap, Markus Köhle, 2007
« Die Schweizer Theaterregisseurin Carla Haas hat unlängst im Kunstbuchverlag Simonett ihre Erstlings-Erzählung veröffentlicht und das gleich in zweifacher Ausführung. In französischer und deutscher Sprache, von ihr vom Französischen ins Deutsche übersetzt. „Die Nacht“ ist eine Liebesgeschichte zwischen der Protagonistin und einem Mann mit Hang zum Ausflippen. Der Mann ist Maler und krankhaft eifersüchtig. Als er eines Nachts versucht, die Frau zu erwürgen, kippt das Glücksszenario. Das Ich wird aus dem Leben geworfen. (…) Jedes der 21 Kapitel kreist um das Trauma, variiert das Thema, orchestriert es anders. Stets in streng durchrhythmisierter Sprache, motivisch verstrickt (die Farben weiß und blau) und stark mit Wiederholungen arbeitend. Diese Erzählung wird durch die sprachlich konsequente und eigenständige Umsetzung zu einem beklemmenden, intensiven, eindringlichen Lektüreerlebnis. Das heißt harte, aber nicht schlechte Kost. „Die Nacht“ in zum schönsten Schweizer Buch gewählt worden, zum Lesen ist es schön schaurig. »
Jano Felice Pajarola, Die Südostschweiz, 13.11.2007
« Bücher können Gegenstände der Begierde sein. Zum Beispiel kunstfertig hergestellt, kunstvoll vorgelesen, zu Kunst verarbeitet. Eine samstägliche Steppvisite an den Dis da litteratura. (…) Vielleicht braucht es auch dies : das Buch in Aggregatszustand drei – vorgelesenn nach allen Regeln der Kunst. Bühne, Tisch, Licht, Mikrofon, Stuhl. Die Autorin, die Platz nimmt, ihr Werk in der Hand, Carla Haas zum Beispiel, in Chur geboren, in Lausanne zuhause, und sie liest, zum ersten Mal in der früheren Heimat, liest aus einem der offiziell schönsten Bücher des letzten Jahres, « Die Nacht/La Nuit », Edition Simonett, vor dem Publikum der Dis da litteratura, und man spürt : Hier mag die Form schön sein, doch der Inhalt ist es nicht minder. »
Lesungen | Lectures
13.05.2007 Buch Basel, Basel
03.06.2007 Literaturspur Lenzburg
08.07.2007 Festival de la Cité Lausanne *
13.09. - 16.09.2007 Sprachsalz Hall im Tirol
10.11.2007 Dis da litteratura Domat Ems
04.03.2008 Theater Erlangen, Erlangen
20.06. - 22.06.2008 Hausacher Leselenz, Hausach
* Leseperformance. Gerald Perera begleitet Carla Haas am Kontrabass.
GERALD PERERA ist 1960 in Poplar im Osten Englands geboren. Mit seiner kosmopolitischen Familie wächst er im populären Hafenviertel auf. Schon als Kind kommt er mit unterschiedlichsten Musikstilen in Berührung. 1972 emigriert er in die Schweiz und spielt in verschiedenen Konstellationen. Am Konservatorium Lausanne studiert er Kontrabass. Nach zwei Jahren im Orchester arbeitet er nur noch frei. Gerald Perera komponiert und spielt für Theater und Film.
GERALD PERERA est né en 1960 à Poplar dans l’est de Londres. Il grandit dans le melting pot des quartiers portuaires. Déjà enfant, il écoute les musiques les plus variées. En 1972, il émigre en Suisse et joue dans divers groupes. Au conservatoire de Lausanne, il étudie la contrebasse. Après deux ans de travail d’orchestre, il décide de s’adonner à ses projets. Gerald Perera compose et joue pour le théâtre et le cinéma .